Tarkovskijs Kritik an der transzendentalen Obdachlosigkeit der Moderne

Fachbuch aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Philosophie - Praktische (Ethik, Ästhetik, Kultur, Natur, Recht, ...), , Sprache: Deutsch, Abstract: In der Arbeit geht es angesichts des 90. Geburtstags von Andrej Tarkovskij am 4. April 2022 um die Darstellung und Analyse der geistigen Heimat Tarkovskijs, seiner philosophischen Quellen also, von Dostojewskij und den russischen Religionsphilosophen, speziell Berdjajew, bis hin zu Tolstoi. Bei der Auswahl dieser Quellen stützt sich der Autor auf Äußerungen Tarkovskijs vor allem aus seinen Tagebüchern und seinem Werk "Die versiegelte Zeit".

Im Anschluss werden Tarkovskijs eigene Äußerungen zur Moderne, seine Kritik an der transzendentalen Obdachlosigkeit also, aus seinem schriftlichen Werk extrahiert und diese Gedanken an denen zeitgenössischer Philosophen, Soziologen und Psychologen von Kierkegaard über Heidegger und Anders bis hin zu Rosa und Maaz gespiegelt. In einem Exkurs werden auch Phänomene wie Cancel-Culture oder Genderisierung der Sprache von Tarkovskijs Position aus betrachtet.

Schlussfolgernd daraus geht es um Tarkovskijs Ästhetik, in der er einen elitären Kunstbegriff entwickelt, der aber gerade deshalb den Künstler zur Arbeit zwingt. Ebenso um seine spezielle Form der Welterkenntnis und -darstellung durch das künstlerische Bild im Gegensatz zum Symbol als eigenständige existentielle Form der Erkenntnis neben dem Begriff. Anschließend werden seine Spiritualität, seine Schlüsselbilder analysiert und kurz der Sinn dargestellt, den Tarkovskij selbst seinen Filmen zugemessen hat.

Zum Abschluss wird die Wirkung des genialen Regisseurs beleuchtet, beginnend mit den Repressionen in den kommunistischen Staaten bis hin zu diversen Zitaten in heutigen zum Teil mit Oscars bedachten Filmen etwa von Nolan oder Inarritu, und auf die Kritik des Differenzfeminismus der frühen 80er Jahre an seiner Kunst. Das Fazit zeigt, dass Tarkovskij in der Tradition etwa Tolstois und Berdjajews eine spirituelle künstlerische Erkenntnis neben der heute alles beherrschenden positivistisch wissenschaftlichen eingefordert hat, die Phänomene wie Klimawandel oder Kriege verhindern würde und zu der jeder Rezipient, ja jeder Mensch selbst beitragen kann.