Mark Rothkos Seagram-Projekt. Zwischen Kommerzialisierung und Mythifizierung

Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Kunst - Sonstiges, Note: 1,0, Freie Universit¿Berlin (KHI), Veranstaltung: Amerikanischer Abstrakter Expressionismus, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit soll das Projekt, das Mark Rothko 1958/59 f¿r das Four Seasons im neu erbauten Seagram-Building ausf¿hrte, behandelt werden. Hier wird schwerpunktm¿g die Idealvorstellung des K¿nstlers, die zu seiner Annahme und schlie¿ich zu der vorzeitigen Ablehnung f¿hrte, und ihre Rezeption genauer beleuchtet. In diesem Zusammenhang wird die These aufgestellt, dass nicht nur die wichtige stilistische Entwicklung, sondern auch die Selbstmythifizierung Mark Rothkos, zu einer Festigung seiner Ber¿hmtheit und schlie¿ich zu einer ¿berh¿hten Darstellung nach Strategien eines ¿alten Kanons¿ in der kunsthistorischen Rezeption f¿hrte.

Wenn man die weitl¿ige Literatur zu Mark Rothko in Augenschein nimmt, wird schnell deutlich, dass um die K¿nstlerpers¿nlichkeit zwar sehr weitr¿ig geforscht, jedoch zugleich ein moderner K¿nstlermythos produziert wurde.

Ich vertrete die Ansicht, dass durch sein Verhalten insbesondere bez¿glich seiner Werke f¿r das Seagram-Building, Mark Rothko eine Selbstmythifizierung betrieb, die wiederum mit diesen ¿erh¿hungen durch die zeitgen¿ssische ¿fentlichkeit und die kunstgeschichtliche Rezeptionsgeschichte weitergef¿hrt wurde. Wenn man Bezug auf Texte der postmodernen (insbesondere feministischen) Kunstgeschichtsschreibung nimmt, die sich der Dekonstruktion des Kanons der klassischen Kunstgeschichtsschreibung widmet, [...], wird deutlich, dass die Argumentation dieser Essays ¿berraschende Parallelen zu Mark Rothkos nach au¿n getragener Selbstreflexion aufweisen. [...] Wie Mark Rothko zu seiner Mythifizierung beitrug, wird an der Handhabung, bzw. mehr an seiner Ablehnung nach jahrelanger Ausf¿hrung des Auftrags deutlich und kann ¿ f¿r einen Aspekt, der das gesamte Schaffen Mark Rothkos begleitet ¿ exemplarisch aufgefasst werden. [...]
Er sah sich selbst stets dem Problem gegen¿ber, dass seine Bilder, die wegen berufsbezogener Notwendigkeit von k¿nstlerischen Auftr¿n automatisch als Ware zum Verkauf ausstanden, zu blo¿m Dekor reduziert werden und der kontemplative geistige Wert verkannt wird, den er ihnen selbst zusprach. [...]

Seine Mythifizierung ist, wie im Falle der Ablehnung des Auftrags f¿r das Four Seasons im Seagram-Building, mit dem Versuch begr¿ndet, sich gegen die Kommerzialisierung seiner Kunst zu stellen. Die Funktionsweise des Mythos fordert seinen Status, der scheinbar im entgegengesetzten Sinne wiederum die Kommerzialisierung bedingt.