Widerstand in Organisationen . Organisationen im Widerstand

Die Suche nach einem neuen Verständnis von Arbeit und damit auch nach einem sinnvollen Leben, bleibt nach wie vor aktuell und ein zentrales Thema. Die hier vorgestellten Alternativen zur traditionellen Hierarchie, die Anfang des Jahrtausends zum ersten Mal die Bühne betraten und zunächst in der Open-Source-Bewegung und dann auf kommerziellen Crowdplattformen ihren Siegeszug antraten, haben sich allerdings im Laufe kurzer Zeit verändert. Konnte man Anfang des Jahrtausends noch hoffen, dass etwa mit der Peer-to-Peer-Produktion auch ein Sektor in der Wirtschaft entsteht, der hierarchieärmer, ethischer und partizipativer ist, so musste man nach der Finanzkrise 2008/09 feststellen, dass derartige Organisationsformen Teil eines ,pulsierenden' Kapitalismus waren, welcher derartige - dem System eigentlich fremde - Konzepte sporadisch nutzt, um auf Krisen zu reagieren, aber auch, um neue Entwicklungen zu probieren. Das führte einerseits zu einer Kommerzialisierung des Peer-to-Peer-Konzeptes, andererseits zu einer politischen Entleerung und Entschärfung von eigentlich ambitionierten Ansätzen im Bereich Arbeit und in der Politik. War man noch Anfang des Jahrtausends der Ansicht, dass Digitalisierung die Demokratie beflügeln könnte, so ist von diesen Ideen nicht mehr viel übriggeblieben. Institutionelle Experimente, die Technologien nutzten, um politische Parteien und Institutionen partizipativer zu machen, wurden mehr oder weniger wieder still eingestellt.

Allerdings hatten die nun entstandenen technologischen Plattformen einen massiven Nebeneffekt. Die auf diesen neuen Organisationen gesammelten Daten gaben der Automatisierung einen neuen Schub. Die Flucht aus der Hierarchie, die in den ersten beiden Ausgaben skizziert wurde, wird also weiter gehen. Nur wird sie diesmal auch von Unternehmen gewollt, die nun andere und wohl auch weniger Mitarbeiter benötigen. Und die Pandemie und Klimaerwärmung werden diese Bewegung weiter verstärken. So sind nun auch die Konturen neuer politischer Institutionen erkennbar, die technologiebasiert sind und ergänzend zu den bestehenden Nationen mehr Gewicht erlangen können. Diese "maschinischen Communities", welche Heimat einer "Freien Crowd" sind, werden zunächst in der Cloud, dann aber auch in der physischen Welt entstehen können.